Audi RS 7 Sportback: Eine neue Ära

Audi RS 7 Sportback: Eine neue Ära

Ein erstes Fahrgefühl kann ganz schön überraschend sein, wenn Erinnerungen auf die Realität aufeinandertreffen. Je schöner die Erinnerungen an ein Auto sind, desto nervöser ist man, es erneut zu fahren. Hat sich etwas verändert? Oder vielleicht sogar die eigene Perspektive?

Mit dieser Vorahnung ging ich in die Testfahrt des neu gestalteten 2021 Audi RS 7. Das Vorgängermodell gehörte zu meinen Favoriten, denn es vereinte kraftvolle Dynamik mit einem zurückhaltenden Design. Beim Gasgeben schoss das Auto mit beeindruckender Beschleunigung nach vorne und produzierte einen dröhnenden Klang, der für ein extravagantes Fahrerlebnis sorgte. Diese duale Natur von Luxus und kompromissloser Leistung faszinierte mich.

Der neue RS 7 bringt viele dieser Eigenschaften mit, doch er wurde überarbeitet. Jetzt bietet er eine technologieorientierte Innenausstattung, die nicht nur leiser ist, sondern auch ein neues Maß an Verfeinerung für Fahrt und Handling bietet. Der RS 7 ist reifer geworden, und ich fürchte, dass er dabei etwas von der verspielten Leichtigkeit verloren hat, die ich immer an ihm geschätzt habe.

Unter der Haube verbirgt sich ein 4,0-Liter-V8 mit Twin-Turboaufladung, der 591 PS und fast ebenso viel Drehmoment mit 590 lb-ft liefert. Diese immense Kraft katapultiert das schwere Auto in nur 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 305 km/h mit dem optionalen karbon-keramischen Bremsenpaket (251 km/h ohne es). Allradantrieb ist Standard, zusammen mit einem Sportdifferenzial, das aktiv das Drehmoment zwischen den Hinterrädern verteilt. Diese Technik ist unerlässlich, bei so viel Power.

Ohne diese Technik könnte der RS 7 in schnellen Kurven unberechenbar werden. Mit den elektronischen Helfern im Rücken lässt sich das Auto jedoch problemlos und vertrauensvoll bewegen. Bei kräftigem Beschleunigen aus einer Kurve gibt es einen kleinen Ruck, während die Computer das Geschehen regeln – ein deutlich sicherer Weg, als ohne Unterstützung ins Ungewisse zu fahren.

In einer geraden Linie ist der RS 7 ein echtes Geschoss. Zwar habe ich die Höchstgeschwindigkeitswerte nicht annähernd erreicht, aber er beschleunigt im Handumdrehen von 30 auf 100 km/h. Die Geschwindigkeit sprengt die Grenzen der Physik, und man muss beim Einfädeln auf die Autobahn genau aufpassen, da man den Verkehr mit Leichtigkeit überholt.

Obwohl der neue RS 7 beim 0-100 km/h Sprint um 0,1 Sekunde schneller ist, fehlt ihm etwas von der einmaligen Explosivität des Vorgängermodells, das mit einer gewaltigen Geschwindigkeit anfahren konnte. Deshalb habe ich das kraftvolle Erlebnis der alten Generation vermisst, bei dem ich Passagieren immer sagte, sie sollen sich gegen die Kopfstütze lehnen.

Die beeindruckenden Leistungsdaten des RS 7 zaubern zwar ein Lächeln ins Gesicht, jedoch nicht bei den Tankkosten. Die EPA schätzt, dass der RS 7 15 Liter/100 km in der Stadt und 10,5 Liter/100 km auf der Autobahn braucht. Mit einem 73,2-Liter-Tank lässt sich eine Strecke von etwa 640 Kilometern auf einer Autobahnfahrt zurücklegen, doch die Kosten für das Tanken summieren sich schnell, wenn man im Fahrspaß schwelgt.

So beeindruckend die Leistungswerte auch sind, das Handling kann da nicht ganz mithalten. Es wirkt nicht ungeschickt, aber das Gewicht ist spürbar. Der leistungsstarke Motor sorgt für beeindruckende gerade Beschleunigung, doch in Kurven wird die Masse deutlich. Bei zu schnellem Fahren in Kurven zeigt sich Untersteuern, und die Reaktion beim Einlenken könnte fühlbarer sein. Auch beim RS 7 bleibt das Lenken zu leicht, sodass man das Verhalten der Vorderachse nicht richtig nachempfinden kann. Die adaptive Federung hält das große Auto zwar ausgewogen, doch man spürt, dass sie viel leisten muss.

Einen Gegenpunkt gibt es für den RS 7: Er ist nicht für Agilität gedacht. Und das ist auch in Ordnung, denn als Reisewagen ist der RS 7 einfach großartig. Der ruhige und hochwertig ausgestattete Innenraum macht längere Fahrten zu einem Vergnügen. Die Sportsitze sind zwar kräftig gepolstert, aber über längere Strecken äußerst bequem. Bei Betrachtung der massiven 22-Zoll-Räder könnte man befürchten, dass man auf schlechten Straßen einen Mundschutz braucht, doch die Federung zeigt sich unerwartet geschmeidig (und leise) in den komfortableren Einstellungen.

Wenn ich einen Wagen für eine lange Fahrt wählen müsste, wäre der RS 7 ganz oben auf meiner Liste. Die Kombination aus Fahrkomfort und Luxus, gespickt mit gelegentlichen kraftvollen Beschleunigungen, ist einfach unermüdlich. Das gilt besonders, wenn Mitreisende auf dem Weg sind. Vier Erwachsene finden im Fond bequem Platz, und die Heckklappe bietet genügend Stauraum mit 695 Litern hinter den Rücksitzen.

Die Geschwindigkeit hat jedoch ihren Preis. Der Basispreis meines Testfahrzeugs lag schon bei stolzen 115.045 Dollar, und die Optionen machten 137.540 Dollar daraus. Der größte Preistreiber waren die karbon-keramischen Bremsen für 9.000 Dollar und ein Carbon-Paket für 6.650 Dollar mit den 22-Zoll-Rädern. Damit übertrifft der neue RS 7 sogar die Preisklasse der vorherigen RS 7 Performance-Version, was mich etwas beunruhigt, wie hoch die Preise künftig sein werden.

Wenn die Gerüchte stimmen, wird die neue RS 7 Performance über Plug-in-Hybrid-Technologie verfügen, was mich begeistert. So ein System würde zwar zusätzliches Gewicht bringen, aber der Gedanke an einen elektrischen Schub, der die Startbeschleunigung des RS 7 noch mehr antreibt, lässt mich schmunzeln und könnte dem Fahrgefühl des alten Modells nahekommen. Dies könnte auch die Kraftstoffverbrauchswerte erträglicher machen.

Der neue RS 7 ist in fast allen Bereichen eine Verbesserung gegenüber dem alten Modell. Er bietet mehr Luxus, bessere Technologie, hohen Komfort und auch das Handling hat sich verbessert (auch wenn das alte Modell sogar vager war). Dennoch verlasse ich dieses Wiedersehen mit einem bittersüßen Gefühl. Der alte RS 7 war ein wilder Geist und auf die unterhaltsamste Weise, und ich vermisse dieses ungestüme Fahrgefühl. Der neue RS 7 ist reifer geworden und hat einen erheblichen Teil seiner Verspieltheit hinter sich gelassen. Ich freue mich über das Wiedersehen, vermisse jedoch die alten Zeiten.