Elon Musk und die Macht der Regulierung
Elon Musk ist eine Persönlichkeit, die uns zum Nachdenken anregt – angelehnt an die zeitlose Frage des Grafiknovellisten Alan Moore: Wer überwacht die Überwacher? Der New York Times ist eine detaillierte Analyse dieser Machtverhältnisse gelungen, die aufzeigt, welches Risiko dieser einflussreiche und wohlhabende Mann darstellen könnte, falls Trump das Weiße Haus zurückerobert und seine wohlhabenden Geldgeber in einflussreiche Positionen bringt.
Mit einem Vermögen, das ihn zum reichsten Menschen der Erde – und vermutlich der gesamten Menschheitsgeschichte – macht, hat Musk eine nahezu grenzenlose Macht. Seine Auseinandersetzungen mit Regulierungsbehörden sind zahlreich; seien es die Börsenaufsichtsbehörden oder die Umweltschutzbehörde, bis hin zur National Highway Safety Administration. Da Musk Trump nun offen unterstützt, könnten selbst die schwachen föderalen Überprüfungen seiner Machenschaften bald nicht mehr existieren.
Elon Musks Einfluss auf die Bundesregierung ist außergewöhnlich und äußerst gewinnbringend. Seine Raumfahrtfirma SpaceX bestimmt im Wesentlichen den Raketenstartzeitplan der NASA. Das Verteidigungsministerium ist auf ihn angewiesen, um die meisten seiner Satelliten in den Orbit zu bringen. Letztes Jahr wurden seinen Unternehmen fast 3 Milliarden Dollar durch rund 100 Verträge mit 17 Bundesbehörden zugesagt.
Doch seine Beziehungen zu den Regulierungsbehörden sind zahlreich und oft konfliktreich. Seine Firmen sehen sich aktuell mindestens 20 Ermittlungen oder Überprüfungen gegenüber, unter anderem wegen der Sicherheit seiner Tesla-Fahrzeuge und der Umweltschäden, die durch seine Raketen entstanden sind.
Unabhängig von den Wahlergebnissen wird Musk eine wichtige Rolle spielen. Er hat seine Macht und sein Vermögen klar hinter dem ehemaligen Präsidenten Donald J. Trump positioniert, der im Gegenzug versprochen hat, Musk zum Leiter einer neuen „Kommission für Regierungs-Effizienz“ zu berufen. Diese Kommission hätte die Macht, umfassende Kürzungen bei Bundesbehörden und Änderungen der Bundesregeln zu empfehlen.
Dies würde Musk, als dem reichsten Mann der Welt und bedeutendem Regierungsauftragnehmer, die Möglichkeit geben, die Regulierer, die über seine Firmen wachen, zu kontrollieren – ein potenzielles und enormes Interessenkonflikt.
Die New York Times hat durch die Überprüfung von Gerichtsakten, Regulierungsunterlagen und Informationen über Regierungsvergaben eine Übersicht über Musks vielschichtige Geschäftsbeziehungen mit dem Bund erstellt. Diese zeigen ein komplexes Netzwerk auf: Anstatt in dieser neuen Rolle als neutraler Beobachter zu fungieren, wäre Musk in der Position, über die Regulierung seiner eigenen Kunden und Regulatoren zu urteilen.
Die NASA, die Verteidigungs-, Innen-, Verkehr-, Handels- und Sicherheitsministerien – Musk ist bereits eine bedeutende Kraft in all diesen Bereichen. Sollte Trump gewinnen, könnte ein nicht gewählter Musk die Macht erlangen, jeden auszuschalten, der ihm im Weg steht. Sein übergroßer Einfluss führt bereits zu Problemen. Ein Beispiel ist der Teststart in diesem Monat von Starship, Musks neuester Rakete. Die NASA hat zugestimmt, SpaceX bis zu 4,4 Milliarden Dollar zu zahlen, um Astronauten bei zwei zukünftigen Missionen auf die Mondoberfläche zu bringen, wobei die Zeitpläne davon abhängen, wann die gesamte Technik bereit ist. Bislang hat Starship jedoch noch keinen Menschen ins All geflogen.
Die Federal Aviation Administration (FAA) hat den letzten Teststart wochenlang aufgehalten, teilweise aufgrund von Fragen zur Schädigung der Tierwelt in der Nähe des Startplatzes in Texas, was Musk wütend machte. „Wir stecken weiterhin in einer Realität fest, in der es länger dauert, die Regierungsunterlagen für die Lizenzierung eines Raketenstarts zu bearbeiten, als tatsächlich die Hardware zu entwerfen und zu bauen“, äußerte SpaceX in einer Erklärung.
Dies wäre nicht das erste Mal, dass eine reiche Person versucht, ohne Wahl Zugang zu den Machtstrukturen der USA zu erhalten. 1933 hätte der sogenannte Wirtschaftsplan wohlhabende Geschäftsleute gesehen, die Präsident Franklin D. Roosevelt stürzen und eine Nazi-freundliche Militärdiktatur errichten wollten.
Egal für wen Sie wählen – einer einzigen Person so viel Macht zu übergeben, ist eine denkbar schlechte Idee. Weitere Informationen finden Sie in der New York Times.